Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

Gäbe es ein Siegerpodest für Zitate, dieser Satz dürfte sich bei mir für die oberen Ränge bewerben.

Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen. (Immanuel Kant, deutscher Philosoph) 

Ich kann es nicht mehr genau mit Datum beziffern, aber ich weiß noch genau, dass ich dieses Zitat in einem der seltenen Fotokalender der DDR im zarten Alter von 14 Jahren entdeckte. Es war zu der Zeit, zumindest in Ostdeutschland, eher die Ausnahme, einen solchen Kalender sein Eigen zu nennen. Deshalb hütete ich ihn, unabhängig davon, dass er kalendarisch gar nicht mehr gültig war, über mehrere Jahre wie meinen Augapfel.

Als weitere Zitatautoren sind mir bis heute u.a. Sören Kierkegaard, Dag Hammarskjöld, Friedrich Schiller, Albert Schweitzer in Erinnerung geblieben. Nicht etwa, dass mir diese Namen, von Schiller einmal abgesehen, damals etwas sagten. Stieß ich jedoch in späteren Jahren in anderen Zusammenhängen erneut auf sie, erschien der Kalender jedes Mal vor meinem inneren Auge.

Ich denke, mein Ruf als Sprüchetante nahm hier seinen Anfang.

Was jedoch ließ obiges Kant-Zitat so herausstechen, dass es mich bis heute, über inzwischen mehr als fünfzig Jahre, begleitet hat? 

Ohne die geringste Ahnung von Ursachen und Irrungen der Pubertät zu haben – gab es diesen Begriff überhaupt schon in den Sechzigern und Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts? – war ich damals ein recht verstörtes junges Menschenkind. Zuflucht in eigenen Phantasiewelten suchend, alles um mich herum, insbesondere den liebevollen Hort der Familie, als zunehmend fremd erlebend. Sprechen konnte ich mit niemandem darüber. Hatte ich doch von außen besehen rein gar nichts auszustehen. Weder daheim noch in der Schule oder später beim Studium.

Und doch durchlebte ich Phasen, in denen ich überzeugt davon war, verrückt oder ganz kurz davor zu sein. Heute weiß man das, dass die Pubertät vieles ver-rückt.

Wie und wodurch es besser wurde? Ich kann es nicht mehr mit Sicherheit sagen. Woran ich mich aber noch erinnern kann, ist die wohltuende Wirkung der Kantschen Zutaten - Hoffnung, Schlaf und Lachen.

Ein Lebenssatz – so schlicht, kurz und mir doch wesentlich weniger Angst einjagend als der katholische Katechismus oder das Vater Unser! Nun ist es zwar nicht so, dass mich Kant mit seinem Zitat auf Schritt und Tritt begleitet und beschützt hat. Aber verloren gingen diese Worte in mir nie. Sie bleiben ein Leitstern meines Lebens.

Gäbe es ein Siegerpodest für Zitate, dieser Kantsche „Dreisatz“ dürfte sich deshalb für die oberen Ränge bewerben.

Der Zitatautor:
Immanuel Kant (1724-1804) hat sich als der deutsche Denker des Zeitalters der Aufklärung in die internationalen Geschichtsbücher und Enzyklopädien Eingang verschafft.

Logik, Moralphilosophie, Metaphysik, Theologie, Naturgeschichte – so breitgefächert waren die Themen, die der „seltsame Herr Professor“, erst als Hauslehrer, dann als Dozent und seit 1770 als ordentlicher Professor lehrte und hochdiszipliniert erforschte. Seine „Kritik der reinen Vernunft“, wird noch heute an den Universitäten als eine der wesentlichen Grundlagen abendländischer Philosophie gelehrt. Als Vordenker hat er bis heute, gerade in Zeiten von Terror, Krieg und Unterdrückung, seine Bedeutung nicht verloren.