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Anstrengung - positiv oder negativ?
Wortspiele II - „Das strengt mich aber so an.“ – eine häufig von mir verwendete Redensart, wenn mir wieder einmal alles zu viel wird oder noch schlimmer, ich ermahnt werde, aktiver zu sein, mehr zu unternehmen, täglich Sport zu treiben und so weiter.
„Das strengt mich aber so an.“ – eine häufig von mir verwendete Redensart, wenn mir wieder einmal alles zu viel wird oder noch schlimmer, ich ermahnt werde, aktiver zu sein, mehr zu unternehmen, täglich Sport zu treiben und so weiter.
Dementsprechend ist das Wort „Anstrengung“ weitgehend negativ in meinem Gedanken- und Sprachgut hinterlegt. Solange ich denken kann. Es war mir sogar nicht einmal bewusst, dass diese negative Besetzung für andere nicht unbedingt gilt.
Das erste Mal fiel es mir auf, als mein Lebensgefährte vor einigen Jahren an der Küchenspüle stand und meinte „Du bist heute wieder recht anstrengend.“ Wie von der Tarantel gestochen, ging ich in die Höhe und den armen Mann an, dass das doch überhaupt nicht stimmen würde und was ihm einfiele, mir das zu unterstellen. Er schüttelte nur völlig verwundert den Kopf, denn er hatte es als Kompliment gemeint, gleichbedeutend für ‚Ich fordere ihn, ich bin interessant für ihn.’ Das konnte ich so gar nicht nachvollziehen, schob es als banale Ausrede weit weg und blieb meiner negativen Wortverwendung weiterhin treu.
Dann kam erneut der Tag, an dem ich an die Decke ging: Ich saß in der Küche meines Sohnes am Tisch und philosophierte vor mich hin. Mein Sohn, am Herd hantierend, drehte sich irgendwann mit den Worten „Du bist manchmal so anstrengend!“ zu mir um. Ich war empört, schnappte nach Luft, bevor ich meine Verteidigungsrede begann. Er nahm mir jedoch schnell den Wind aus den Segeln. Denn: Auch er empfindet ANSTRENGUNG als nichts Negatives.
So begann ich, akribisch wie ich in solchen Dingen bin, zu recherchieren. Synonyme gibt es für fast jedes Wort, demzufolge auch für Anstrengung oder anstrengend.
Ich fand unter anderem Arbeit, Aufwand, Schweiß, Beschwerlichkeit, Mühe, Strapaze. Das spielte doch eindeutig in meine Richtung. Es gab aber ohne Zweifel auch positive Synonyme: Einsatz, Eifer. Tatkraft. Emsigkeit. Energie zum Beispiel.
Weiter ging es. Was hat uns Google dazu zu sagen? Sicher könnte ich inzwischen auch Chat GPT fragen, aber Google steht mir näher. „Anstrengung ist die mentale oder physische Energie, die in eine Aufgabe investiert wird.” Hm, das erscheint nicht gar so schlimm. Weiter unten kann ich lesen „Im Alphabet kommt Anstrengung vor Erfolg“. Das klingt für mich nun wieder eher wie eine elende Plackerei.
Unser guter alter Seneca schießt jedoch den Vogel ab. Da sagt er doch wahrlich schon vor über 2000 Jahren: „Anstrengung ist für edle Geister eine Stärkung.“
Seufz. Sollte ich besser umdenken, um ein bisschen edel zu sein? Wollen wir nicht alle ein wenig edel sein, egal wie altmodisch diese Eigenschaft vielleicht anmutet?
Zu welcher Fraktion zählt ihr euch? Ist Anstrengung für euch etwas Positives oder möchtet ihr sie eher vermeiden?
